„We specialize in suits, but we are not dressing men.“


Das war das Motto einer Kampagne im Jahr 2017 mit dem das holländische Modeunternehmen Suistudio für Damenanzüge warb. Die Werbebilder zeigten attraktive Frauenmodels in Hosenanzügen in edlen Apartments, garniert mit gänzlich nackten, durchtrainierten Männern im Hintergrund. Diese Werbung erregte besondere Aufmerksamkeit, da hier nicht wie oft üblich das weibliche, sondern das männliche Geschlecht objektiviert dargestellt wird.



Um Aufmerksamkeit und Interesse von potentiellen Käufern zu wecken, spricht Werbung die Psyche des Menschen an. Es werden essenzielle wie tiefere Lebensbedürfnisse angesprochen, wie das Erfolg, Miteinander, Liebe, Freunde, Familie, Attraktivität, etc. So wird die Hoffnung erweckt, dass diese Bedürfnisse mit dem Kauf des Produktes befriedigt werden.
Zunächst muss die Werbung jedoch wahrgenommen werden. Um dies zu erreichen verwendet Suistudio hier das Stilmittel der Umkehrung: Der Mann nimmt die Rolle des schmückenden Statisten ein, welche sonst den Frauen vorbehalten ist. Er wird als Objekt eines durchtrainierten, gesichtslosen, dem Stereotyp nach perfekter Männerkörper dargestellt. Die Frau im Vordergrund signalisiert Unabhängigkeit und Stärke. Kristina Barricelli die Vizepräsidentin von Suistudio USA betont:„Sie ist stark, selbstbewusst und stolz auf sich. Sie hat auch einen nackten Mann in der Wohnung“ (tagesspiegel.de)
So wird auf psychologischem Wege die Zielgruppe erreicht: Die moderne Frau – Frauen, die sich gerne im Anzug sehen (würden). Die ein Bedürfnis nach Korrektheit, Unnahbarkeit und Unverletzbarkeit haben. Frauen, die ihre Waffen gerne in der Hand halten, wobei zusätzlich einen Mann um sie herum ist. Auch hier wird auf das Wunschdenken der Psyche angespielt: Der Mann ist präsent und offen. Wenn Frau ihn braucht oder will, ist er für sie da. Er wird attraktiv und benutzbar dargestellt. So erhofft sich Suistudio ihre erwünschte Kundschaft anzusprechen.
Wir jedoch wagen den Stil dieser Kampagne anzuzweifeln. Unserer Meinung nach ist es äusserst sexistisch einen Menschen auf seine Sexualorgane zu reduzieren. Ein Mensch ist nicht nur seine Sexualität, sondern ein gesamtes komplexes Wesen. Die Tatsache, dass durch eine „Umkehrung“ nicht mehr die Frau, sondern der Mann zum Sexualobjekt wird, macht die Werbung nicht zu einer besseren. Die Idee ist billig und plump. Ausserdem finden wir, dass mit den weiter unten abgebildeten Werbebildern eine Grenze überschritten wurde, da es sich hier um eine pornöse Werbung handelt, in der sich nicht nur sklavistischer Charakter, sondern auch Entmännlichung widerspiegelt: Die Frau stützt ihren Schuh auf dem Genital des Mannes ab, sodass es geradezu nicht mehr existent wirkt.








Wir meinen, man hätte diese Werbeidee um einiges besser gestalten können. Man hätte mit ein wenig Ironie den Adressaten zum Schmunzeln bringen können. Konkret denken wir, dass man Frau und Mann in ein Boot hätte holen können, indem man das Gesicht des Mannes gezeigt hätte, das entspannt schaut, wenn nicht sogar ein wenig grinst. Um so das Signal zu senden: Wir drehen den Spiess um.
So hätte man auf eine geschmackvollere Art und Weise das Interesse der potentiellen Kunden wecken können.



– Nora Fleck und Victoria Zauner



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